Ökologische Funktion von Dachbegrünungen

Projekt Dr. Wolfgang Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, Technische Universität München

Hintergrund – Unklarer ökologischer Wert von Dachbegrünungen

Dachbegrünungen werden bundesweit als wichtiges Instrument zur Förderung des Stadtgrün gefordert, doch es ist unklar, inwieweit sie als Lebensraum für (wilde) Pflanzen und Tiere geeignet sind. Dächer heizen sich im Sommer sehr stark auf, so dass es im Boden und auf der Oberfläche sehr heiß und trocken wird. Im Winter ist es wiederum sehr kalt und trocken. Insekten und andere Organismen, die einen Teil ihres Lebenszyklus im Boden verbringen, haben es deswegen sehr schwer, dort zu überleben. Dazu kommt, dass viele der verwendeten Pflanzenmischungen fremdländische Arten enthalten, die zwar mit den extremen Bedingungen auf dem Dach zurechtkommen, für die aber unklar ist, für welche Tiere sie geeignet sind. Schließlich werden Tiere nicht auf Dächern angesiedelt und die Rate, mit der sie Gründächer besiedeln können, hängt wahrscheinlich unter anderem von der Höhe des Daches und dem Abstand zu Grünflächen ab ebenso wie von Merkmalen der Tiere (z.B. ob flugfähig).

Interessanterweise gibt es kaum Untersuchungen zum Vorkommen von Tieren auf Dachbegrünungen. Bekannt ist, dass eine größere Substrattiefe die extremen klimatischen Bedingungen und den Wassermangel abmildern kann, so dass zum Beispiel Pflanzen bei tieferem Boden größer werden können. Ob und wie dies die Besiedlung von Dächern beeinflusst und welche Tiere in Abhängigkeit von Substrattiefe und Pflanzengesellschaft überleben können, ist nur unzureichend bekannt.

In dem geplanten Projekt sollen etwa 100 Dächer mit Dachbegründungen geprobt werden, um zu untersuchen, welche Faktoren die biologische Vielfalt auf den Dächern beeinflussen. Die Dächer sollen sich in der Substrattiefe, im Alter, in der Pflanzengemeinschaft, in der Dachhöhe und im Grünanteil in der Umgebung des Daches unterscheiden. Der Fokus wird auf oberirdische und unterirdisch vorkommende Insekten und andere Arthropoden gelegt.

Förderung durch die Stiftung

Die Stiftung fördert das Projekt mit insgesamt 25.000 € in den Jahren 2022 bis 2024.

Stand: 08/2022